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Annapurna von U-Turn

Bilder vom Annapurna

U-Turn überschlägt sich fast mit der Entwicklung und Produktion von Bergsteigerschirmen. Erst den Everest, zwei Jahren danach den Everest plus und jetzt noch den Annapurna. Es schaut so aus als wolle sich die Firma selber Konkurrenz machen. Dem ist aber nicht so. Schon das Ergebnis der Musterprüfungen zeigt, dass Everest + und Annapurna doch weit auseinander liegen. Nicht jeder ParaAlpinist fühlt sich unter einem EN / LTF-C Flügel wohl und zieht eine niedrigere Klassifizierung vor. Deshalb entschied man sich bei U-Turn einen EN/LTF-A bzw. low Level B zu bauen. Zwei Einstufungen deshalb, weil der Annapurna für den Beschleuniger zwei Einhängemöglichkeiten hat. Dabei beträgt der Beschleunigungsweg entweder 100mm oder 140mm. Mit 100mm Beschleunigungsweg bekam der Annapurna ein A mit 140mm ein B.
Um mit maximaler Leichtigkeit unterwegs zu sein, entschied sich U-Turn für das bereits bestens erprobte Dominico 10D. Das doppelt beschichtete Tuch hat sich als deutlich robuster erwiesen als anfänglich vermutet. Mit 26 Gramm / m² ist es extrem leicht und auch das Packmaß des Flügels wird dadurch kleiner. Weitere Vorteile beim Start, Flug und Extremflugverhalten von Kappen in Leichtbauweise sind ja mittlerweile jedem Piloten bestens bekannt.
Um einem Verzug der Kappe nach vielen Flugstunden im Ansatz zu begegnen, besitzt der Annapurna etwas mehr Aufhängepunkte als heute üblich, dafür aber wiederum weniger Innenleben. Weniger Innenleben bedeutet kleineres Packmaß und weniger Gewicht. Abgespannt sind diese Zellzwischenwände die keine Anlenkpunkte haben. Dies ist auf diesem Bild gut ersichtlich. Konstruktiv ein überlegter Schachzug, um Gewicht, Packmaß und Lebensdauer auf einem guten Level zu halten.
Der Annapurna wird in 2 Größen von 22 und 24m² angeboten. Mit einem Startgewicht von 98 - 103kg, je nach Aurüstung, konnte ich vorwiegend den 22er testen, aber ein paar Flüge waren mir auch mit dem 24er gegönnt.
Das Bodenhandling gestaltet sich mit dem Annapurna recht einfach. Stammleinen und 1. Galerie sind ummantelt, erst in der obersten Galerie hat U-Turn auf eine Ummantelung verzichtet. Sowohl Tragegurte als auch Leinen sind farblich voneinander getrennt. Der A-Gurt ist geteilt um bei Starkwind auf den Zug an den Außenflügeln verzichten zu können und natürlich auch zum Anlegen der Ohren. Bei einer kräftigen Brise ist die leichte Kappe erstaunlich gut am Boden zu halten.
Der Start an sich ist extrem einfach. Die Kappe steigt eher langsam und gibt dem Piloten genügend Zeit für Korrekturen. Bei null Wind verträgt der Annapurna durchaus einen "leichten" Impuls, die Auslegeform sollte dann leicht mittelbetont sein.
Im Flug fällt die, für einen so niedrig klassifizierten Flügel, relativ hohe Wendigkeit auf. Die Kappe schlägt so gut wie verzögerungsfrei auf Steuerimpulse an und trotzdem ist der Annapurna um alle Achsen gut gedämpft. Gerade in der Thermik kommt die hohe Wendigkeit dem Piloten zugute. Der Flügel kann mit Gewichtsverlagerung und leichter Bremse sehr gut auch im kleinen Radius flach gedreht werden. Die Steuerdrücke werden A typisch nach wenigen Zentimetern hoch. Mit einer Trimmgeschwindigkeit von 39 - 40 km/h bei Maximalbelastung, ist man mit dem Annapurna im Geradeausflug recht flott unterwegs. Die Geschwindigkeitszunahme im Vollspeed liegt bei etwa 10 - 12 km/h. Der Flügel bleibt auch im Vollspeed extrem ruhig und spurtreu.
Vergleicht man den 22er mit dem 24er bei gleichem Anhängegewicht, ist der Unterschied nicht eklatant, aber doch spürbar. Die Drehfreudigkeit leiden geringfügig unter der reduzierten Flächenbelastung, aber das ohnehin schon recht gute Steigen in der Thermik wird noch etwas besser.
Abstiegshilfen: Der B-Stall erfordert anfänglich einen guten Zug bis kurz vor dem Strömungsabriss. Dieser erfolgt weich, dennoch kippt die Kappe vergleichsweise weit nach hinten ab. Im B-Stall gibt es kein Abknicken der Kappe, als auch kein Schlagen der Ohren. Der Sinkflug mit ca. 8m/s ist absolut ruhig. Bei zügiger Ausleitung nimmt der Flügel nach leichtem Vornicken unverzüglich wieder Fahrt auf.
Auch wenn der Flügel recht drehfreudig ist, verlangt er doch einen beherzten Steuerimpuls am besten durch Gewichtsverlagerung unterstützt um schnell in die Steilspirale zu kommen. Die Sinkgeschwindigkeit lässt sich gut auf über 15m/s steigern. Bei der Ausleitung über mehrere Umdrehungen, lässt sich der Flügel problemlos aus der Spirale führen.
Im Klappverhalten gibt sich der Annapurna keine Blöse. Das fängt schon damit an, dass der Flügel aus dem stationären Flug schwer großflächig zu klappen ist. Bis 50% Klapper reagiert die Kappe nur wenig auf die Deformation, über 50% gibt es ein leichtes Vornicken und überschaubares Wegdrehen welches mit wenig Bremse an der offenen Seite leicht zu stoppen ist. Bei aller Klapper war die Kappe spätestens nach 180° wieder vollständig geöffnet.
Resümee:
Der Flügel bietet neben hoher passiver Sicherheit, sehr gutem Startverhalten, wenig Gewicht und kleines Packmaß auch eine Menge Flugspaß. Der Allrounder ist für eine breite Masse an Piloten bestens geeignet. Sowohl der Wenigflieger, der ParaAlpinist, der Hausbergflieger aber auch derjenigen der diesen mal verlassen möchte und auf Strecke gehen will, ist mit dem Annapurna bestens bedient. Die Konstruktion als auch die Materialwahl sowie die ausgesprochen gute Verarbeitung lassen bei guter Behandlung ein langes Flügelleben erwarten.

Vielen Dank an Max Kiefersauer von der Flugschule Adventure Sports, der so freundlich war mir gleich beide Größen des Annapurna zu Verfügung zu stellen.

Weitere Infos: http://www.u-turn.de/web/deutsch/produkte/gleitschirme/annapurna