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  Pi Advance


Pi von Advance

Bilder

13.12.2012

Der Schweizer Hersteller hat lange gezögert, nun hat man sich doch entschlossen einen leichten Flügel in zwei mittleren Größen auf den Markt zu bringen. Mit den beiden Größen 19 und 23m² wird ein Startgewichtsbereich von 70 - 115 kg abgedeckt. Lt. Advance beschreitet der 23er die Nachfolge des Alpha 4 Hike, ist jedoch nicht vom Alpha 5 abgeleitet sondern eine völlig neue Konstruktion. Beide Größen sind sowohl LTF als auch EN mit C zertifiziert. Ein Blick auf die Kappe und dessen Verarbeitung ergeben ein durchaus positives Bild, so wie man es von einem namhaften Hersteller wie Advance auch erwartet. Der Blick ins Kappeninnere fällt jedoch sehr mager aus. Innenleben gibt es beim Pi keines.
Am Startplatz fallen erst mal die extrem dünnen Tragegurte auf. Etwa 5-6 mm breit und 1 - 1,5 mm dick, das ist alles was der Pi an Traggurte zu bieten hat. Unhandlich sind sie nicht. Die wenigen Leinen sammeln sich auf zwei Tragegurte und werden erst nach obenhin auf 4 Ebenen verteilt. C + D wurden vereint und sind am hinteren Tragegurt aufgehängt und A + B auf den vorderen.
Ein B-Stall (auch C-Stall) ist also nicht möglich. Ohren anlegen funktioniert, auch wenn A + B Ebene dranhängen, durch Zug an der äußeren A/B Leine recht gut. Bleibt für einen Schnellabstieg also nur die Steilspirale. Die filigranen Tragegurte mögen bei diesem Manöver etwas am Nervenkostüm zehren, aber keine Angst, sie halten es aus. Wäre es nicht so, gäbe es auch keine EN/LTF Zertifizierung.
Das Bodenhandling ist durchaus ansprechend. Die wenigen Leinen sind schnell sortiert und der Pi ist startbereit.
Startbereit heißt beim Pi auch wirklich startbereit, denn er stellt überhaupt keinen Anforderung, weder an die Starttechnik noch an die Bedingungen. Bei lauen Bedingungen steigt der Flügel gemächlich in den Scheitelpunkt und muss auch nur wenig, bei viel Wind deutlich angebremst werden.
In der Thermik entpuppt sich der Pi überraschenderweise als genialer Steiger. Ich flog den 23er mit ca. 100 kg Startgewicht. Besonders in der kleinflächigen Herbstthermik war der enorme Vorteil gegenüber den Normalflügeln durch das agile und direkte Handling deutlich erkennbar. Die Trimmgeschwindigkeit von gut 40 km/h lässt sich über die sehr wirkungsvolle Bremse einfach nach unten regulieren und je nach Thermikgüte und Durchmesser bestens an die Bedingungen anpassen.
Speedsystem besitzt der Pi keines. Man setzt hier auf die relativ hohe Trimmgeschwindigkeit. Gerät man allerdings mal in starken Talwind, kann sich der Gleitwinkel schon mal rapide verschlechtern.
Klapper zu provozieren ist mit der stabilen Kappe ohne Faltleine kaum möglich. Die hohe Stabilität macht sich natürlich auch in bockigen Bedingungen durchaus positiv bemerkbar.
Die Steilspirale ist recht einfach zu erfliegen. Die Einleitung geht mit dem wendigen Flügel recht flott. Die Ausleitung bei höheren Sinkwerten muss über mehrere Umdrehungen erfolgen. Tendenz zu einer stabilen Spirale konnte ich nicht feststellen.
Resümee: Wer mit dem Manko des fehlenden Speedsystems leben kann, hat mit dem Pi sicherlich einen Flügel mit dem er viel Spaß haben wird. Bestes Startverhalten, hohe Agilität, direktes Handling, ausgesprochen tolles Thermikverhalten und (wenn auch EN-C) durchaus überschaubare passive Sicherheit machen den Pi zu einem ausgesprochen interessanten Flügel für die ParaAlpinisten.
Noch eine Anmerkung zum Speedsystem: Für den Pi gibt es Tragegurte die mit einem Speedsystem ausgestattet sind. Werden diese eingebaut, erlischt allerdings die Zulassung.

Adventure Sports war so freundlich mir den Flügel zu Testzwecken zu Verfügung zu stellen.