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Spiruline

Spiruline von Little Cloud

 

14.05.2011

Mit 3,71 kg ist der getestete Spiruline 18 für seine Größe zwar kein Superleichtgewicht, dafür sucht man jedoch vergeblich nach leichtem Tuch, dünnen Tragegurten und nicht ummantelten Leinen.
Das Obersegel gefertigt aus dem verschleißfestem DOKDO 30D Silikon / 41g softfinish Untersegel ebenfalls aus DOKDO 20D / 35g silikonbeschichtetem Rippstopgewebe Zellwände und Verstärkungen aus standfestem / 41g hardfinish  DOKDO 30D Verschleißfestes und ummanteltes Leinenmaterial für alle Einsatzbereiche bis in die Gallerie.
Stammleinen : Edelrid 2,2mm, 240Kg Mittlere Leinenebene : Cousin dynema,1,5mm, 120Kg Galerie Leinen : Cousin dynema  Ummantelt 1,1mm, 70Kg.
Hinzu kommt eine absolut saubere Verarbeitung des Flügels.
Freiflieger.eu hat den Spiruline 18 zu Verfügung gestellt und Martin Zech, der sehr viel Erfahrung mit kleinen Schirmen besitzt, hat den Flügel für ParaAlpin.de ausgiebig getestet.

Text und Bilder: Martin Zech

Die Gleitschirm-manufaktur "Little Cloud" ist eine relativ neue Errungenschaft aus Frankreich, welche sich historischer Weise auf den Bedarf von Mini-Schirm-Enthusiasten fokussiert hat. Auch heute, knapp drei Jahren noch der Marktreife des ersten Speedschirmes "Spiruline", scheint sich an dieser Philosophie nichts geändert zu haben. Little Cloud vertreibt weiterhin kleine Gleit/Speedschirme, die je nach Größe für einen schnellen Abgleiter, aber auch für einen längeren Thermikflug, geeignet sind. Zusätzlich zum Spiruline, welcher in Größen von 14 / 16 und 18m² erhältlich ist, bietet Little Cloud nun auch einen kleinen Tandemschirm (Bidule, 30m2) und einen "Speed"schirm mit hoher Streckung und guter Gleitleistung (Atypik). Ein kurzer Blick auf die deutsche Version der Homepage http://www.littlecloud.de ist sicherlich lohnenswert.

Wir haben den Spiruline 18 getestet, mit welchem ich schon letztes Jahr in San Francisco per Zufall meine ersten Erfahrungen gemacht habe. An der Küste zeigt der Mini-Schirm ein außerordentliches Potential. Trotz eines Abfluggewichtes von etwa 95kg, lässt sich der Spiruline schon ab etwa 20km/h soaren (geschlossene Trimmer), jedoch gibt es auch kein Problem bei Windgeschwindigkeiten jenseits von 40km/h zu starten und das Fliegen zu genießen (hierbei mit neutraler bis offener Trimmereinstellung). Der Spiruline ist hierbei sehr direkt im Handling und vermittelt ein sehr angenehmes und sicheres Fluggefühl. Die Steuerwege sind angenehm in der Länge, die Steuerkräfte wachsen progressiv mit dem Steuerweg. Alles in allem hatte der Spiruline bei mir an der Düne das "ich will haben"-Gefühl ausgelöst. Umso interessanter war nun die Erfahrung, den Spiruline auch hier in den Alpen testen zu dürfen. An einem schönen Mai-Tag waren die Wettergötter gnädig mit uns, und so haben wir uns kurzerhand zum Gipfel des Wallbergs begeben um bei starkem Sonnenschein und sehr labiler Luftschichtung die Thermiktauglichkeit des Spiruline's zu testen. Der Schirm ist am knapp bemessenen Gipfelstartplatz des Wallbergs schnell "ausgelegt" und in einer der zahlreichen Ablösungen aufgezogen. Hierbei zeigt der Spiruline ein sehr gutmütiges Steigverhalten; agil wie typisch für jeden kleinen Schirm, aber mit etwas Übung absolut einfach und vor allem sicher zu beherrschen. Bei den vorherrschenden Bedingungen (ca. 20km/h thermische Ablösung) war der Schirm nach etwa 2 Schritten in der Luft. Im Flug lässt sich der kleine Schirm wie gewohnt angenehm manövrieren, im Gegensatz zur ruhigen Meerbrise zeigt der Spiruline in starker Thermik allerdings die Tendenz zur Kompression/Expansion der Zellen längs zur Flugrichtung ("Ziehharmonika"). Dieser Effekt ist etwas gewöhnungsbedürftig, ist aber auch bei anderen Schirmen mit relativ leichtem Tuch (z.B. Gin YAK) zu beobachten. Hat man sich hieran erst mal gewöhnt (ich hatte hierfür etwa eine viertel Stunde gebraucht), so ist das Fliegen mit dem Spiruline wirklich eine schöne Erfahrung. Wie mit allen Schirmen will auch der Spiruline aktiv geflogen werden, wobei dies aufgrund des schön progressiv anwachsenden Steuerdruckes einfach möglich ist. Im Gegensatz zu Schirmen wie z.B. dem Ski'm, hat der Spiruline den Wunsch etwas härter vorgebremst geflogen zu werden, was ich persönlich als sehr angenehm empfinde.
In dem Mix aus Thermik und dynamischem Hangaufwind am Wallberg hat sich der Spiruline brav um die Ecken zaubern lassen, wobei er selbst in scharf gezogenen Turns verhältnismäßig wenig Höhe vernichtet. Dieses Flugverhalten macht es relativ einfach "oben" zu bleiben, und die vorhandene Thermik einigermaßen effektiv auszunutzen. Nach zwei mal 15 Minuten Gipfelsoaring war es dann soweit noch etwas Spaß zu haben und die Agilität des kleinen Zeitgenossen zu testen. Wie zu erwarten, lässt sich der Schirm mit wenig Aufwand in schönste Wingover zaubern, wobei hierbei der Zellendruck so ansteigt, dass es trotz starker Thermik keinerlei Deformationen in der Kappe gibt. Der Schirm fliegt sich in diesen Flugzuständen fast wie das sprichwörtliche Brett. Die Wingover können ansatzlos in eine schöne Steilspirale umgewandelt werden, wobei sich hierbei das Fluggefühl kaum von seinen Mitstreitern unterscheidet. Direkt, knackig, kontrollierbar. Sinkwerte sind wie gewöhnt über 20m/s wenn gewünscht, das Ganze noch recht angenehm verpackt dank der relativ kurzen Leinen. Im Landeanflug bei thermischen Bedingungen zeigt sich dann wieder die schon vorhin erwähnte Tendenz zur längs-Deformierbarkeit der Kappe. Dies fällt im Landeanflug besonders auf, da hier meistens mit maximaler Geschwindigkeit, d.h. ohne großen Bremsdruck, angeflogen wird. Werden auf diese Art und Weise im Endanflug thermische Ablösungen durchflogen, so "wabbelt" der Spiruline etwas, was durch leichte Korrekturen auf der Bremse kompensiert werden sollte. Im Landeflair selbst gibt der Spiruline wiederum keinerlei Anlass zur Kritik, da er sich einfach und komfortabel ausflaren lässt.

Alles in allem ist mein Gesamteindruck vom Spiruline sehr positiv. Der Schirm erlaubt eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten und erweitert insbesondere das erfliegbare Windfenster sehr deutlich. Diese Eigenschaft sollte ihn speziell für bergsteigende Gleitschirmflieger interessant machen, aber auch für diejenigen unter uns, die gerne mit kleinem Gepäck auf Reise gehen.

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